1987 bis 1991: Die Phase des Übergangs und der Neuorientierung
Während man nun bei der Trambahn intensiv plante um den Stadtratsauftrag des Jahres 1986 umsetzen zu können, gab es zunächst im Busbereich etwas Neues: Am 8. Mai 1987 nahmen die Verkehrsbetriebe weltweit den ersten Niederflur-Gelenkbus in Betrieb – einen Prototypen der Firma NEOPLAN. Der am SLII-Raster des VÖV orientierte Prototyp mit behindertengerechtem, stufenlosem Einstieg brannte kurze Zeit später bei einem Großfeuer im Betriebshof Ost vollständig ab.
Zum Sommerfahrplan am 31. Mai 1987 wurde die bisherige Endhaltestelle Fürstenried-West der Linien 16 und 26 um eine Haltestelle von der Graubündener zur Neurieder Straße zurückgezogen. Grund war der beginnende U-Bahnbau nach Fürstenried.
Im Oktober 1987 wurde an der Burmesterstraße in Freimann nach 2½-jähriger Bauzeit die neue, für 70 Mio. DM erbaute U-Bahn-Hauptwerkstätte ihrer Bestimmung übergeben. Mit der der Eröffnung der 12.000 m² großen Werkstatt war die technische Basis der Münchner U-Bahn jetzt groß genug, um den immer größer werdenden Untergrundfuhrpark funktionstüchtig zu halten.
Am 24. März 1988 wurde die U-Bahnlinie 5 von der Westendstraße zum Laimer Platz verlängert, was keine Auswirkungen auf das Straßenbahnnetz hatte.
Am 5. Juli 1988 beschloss der Stadtrat die Beschaffung von drei Prototypen eines völlig neu entwickelten Straßenbahntyps in Niederflurbauweise. Auf Vorschlag der Verkehrsbetriebe wurden drei Prototypen eines von der Firma MAN/GHH völlig neu entwickelten dreiteiligen Gelenkwagens geordert, welcher auf ganzer Länge stufenlos und niederflurig ausgeführt wurde und dabei eine Einstiegshöhe von nur 30 Zentimetern aufwies.
Am 28. Oktober 1988 wurden die beiden Ostäste der U-Bahn-Stammlinie 5/9 zum Innsbrucker Ring und zum Arabellapark gleichzeitig in Betrieb genommen. Die ursprünglich als Linie 9 – dem Verlauf der historischen Trambahnlinie entsprechend – geplante U-Bahnlinie ging jedoch als Linie 4 in Betrieb, und auch die U-Bahnlinie 8 wurde gleichzeitig in Linie 2 umbenannt, wodurch die U-Bahnlinien nun durchgehend mit U1 – U6 bezeichnet wurden. Die Auswirkungen auf das Straßenbahnnetz blieben aber, wie schon 1984, relativ gering. Nur der Streckenabschnitt Max-Weber-Platz – Steinhausen der Linie 27 wurde für den Linienbetrieb eingestellt, blieb als Zufahrt zum Betriebshof 2 und als Umleitungsstrecke jedoch erhalten. Diese Strecke wurde am 10. Dezember 2016 im Zuge einer Neubaustrecke zum Berg am Laimer S-Bahnhof reaktiviert.
1986 verkehren 11 Trambahnlinien auf 87 km Streckenlänge. Zeichnung Peter-Michael Hübner
Vorstellung von Münchens erster Niederflurtram am 7.12.1990.
Foto: Günther Dillig
Am 28. Oktober 1989 wurde die U-Bahnlinie 3 auf ihrem Weg nach Fürstenried zunächst bis zur Forstenrieder Allee verlängert. Dies blieb ohne Auswirkung auf das Trambahnnetz.
Am 29. November 1990 kam der erste neue Straßenbahn-Niederflurzug im Betriebshof 2 an. Seit der Anlieferung des letzten P3-Triebwagens waren mittlerweile fast 22 Jahre ins Land gegangen. Bereits am 7. Dezember konnte er im Rahmen einer Feier der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die neueste Errungenschaft auf Münchens Schienen trug die Typenbezeichnung R 1.1 und die Wagennummer 2701.
In seiner Sitzung am 13. März 1991 beschloss die Vollversammlung des Stadtrates einstimmig die Realisierung folgender Straßenbahn-Neubaustrecken: Die „Nordtangente“ Elisabethplatz – Englischer Garten – Tivolistraße, die „Osttangente“ Max-Weber-Platz – Ostfriedhof, die „Westtangente“ Romanplatz – Fürstenrieder Straße – Aidenbachstraße, die Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Linie 17 durch die Arnulfstraße, sowie neue Strecken durch die Zschokkestraße und nach St. Emmeram.
Am 1. Juni 1991 wurde die U-Bahnlinie 3 um das letzte Teilstück bis nach Fürstenried-West verlängert und die Linie 16 auf ihrer gesamten Strecke eingestellt.
Autor: Klaus Onnich FMTM eV., Leiter Fahrdienst Bus Ost und
stv. Betriebsleiter BO Kraft der Stadtwerke München GmbH