TRIEBWAGEN TYP G 1.8
Gebaut von: RAW Neuabing (1943 - 45) auf Fahrgestelle von Kriegsschäden E 1.8 / 2.8 / 3.8
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Münchner Trambahn durch die folgenreichen Zerstörungen der schweren Bombenangriffe stark in Mitleidenschaft gezogen. Mitte des Jahres 1944 vernichtete jeder Luftangriff durchschnittlich acht Trambahnwagen total. Auch die Betriebshöfe und Werkstätten waren so sehr verwüstet, daß an eine schnelle Wiederherstellung der zerstörten Wagen nicht zu denken war.
Die Stadtwerke Verkehrsbetriebe der Hauptstadt der Bewegung, wie die offizielle Bezeichnung des Straßenbahn-unternehmens zu jener Zeit lautete, beauftragten daher die Deutsche Reichsbahn mit der Fertigung von Neuaufbauten auf den Rahmen und Fahrgestellen ausgebrannter Triebwagen der Baureihe E. Dieser Wiederaufbau erfolgte im Ausbesserungswerk (RAW) Neuaubing. Von 1943 bis 1945 konnten insgesamt 19 Triebwagen wiederhergerichtet werden. Diese Fahrzeuge erhielten die Typenbezeichnung G 1.8 und trugen die Wagennummern 667 - 685. Noch 1945 wurde der gerade erst gelieferte Triebwagen 678 erneut zerstört, ein Wiederaufbau unterblieb.
Während die Abmessungen der G-Wagen mit denen der E-Wagen identisch waren, auch die Einteilung der Fenster war gleich, änderte man die Form des Daches grundlegend. Somit wurde das bis an beide Enden gerade durchgezogene Laternen-
dach zum Hauptmerkmal bei diesen Fahrzeugen. In der Stirnseite dieses verlängerten Laternendachs hatte man den Kasten für das Ziel eingebaut, darüber, ursprünglich nur halb über das Dach hinausragend, wurde das Kästchen für die Liniennummer gesetzt. Die Inneneinrichtung der G-Wagen war äußerst spartanisch gehalten. Um möglichst viele Fahrgäste transportieren zu können, aber auch um Material zu sparen, waren an den Eingangstüren nur jeweils zwei gegenüberliegende kurze Sitzbänke längs zur Fahrtrichtung eingebaut worden. Damit bestand in Höhe der beiden mittleren Fenster zusätzlicher Raum für Stehplätze. Da das Fensterglas rar geworden war, wurden die mittleren vier Fenster zum größten Teil mit Sperrholzplatten verfüllt, lediglich ein schmaler Sehschlitz ermöglichte den Ausblick ins trostlose Stadtbild. Unterstrichen wurde das schlichte Erscheinungsbild dieser Wagen durch einen erdbraunen Tarnanstrich, der erst Jahre nach dem Kriege dem vertrauten Weiß-Blau wich.
Schon bald nach dem Krieg wurden wichtige Verbesserungen an den G-Wagen vorgenommen, so erhielten sie gummigefaßte Sicherheitsglasscheiben, Schienenbremsen und Einheitsfahrschalter. Die G-Wagen verkehrten mit zweiachsigen Beiwagen der Serien c, e, f, g, h, k und l als Zwei- und Dreiwagenzüge.
© Archiv FMTM eV.
Aufnahme: Dieter Kubisch
Vierachsige Maximumwagen
Typ: G 1.8
Betriebsnummer: 667-685
Stückzahl: 19
Hersteller Aufbau: RAW Neuaubing
Hersteller Fahrgestell: LHL/MAN/Schönd.
Baujahr: 1925/1926
Umbau: 1943-1945
Auf brauchbaren Fahrgestellen und Rahmen kriegszerstörter E-Triebwagen wurden Im RAW Neuaubing 19 neue Triebwagen des Typs G 1.8 aufgebaut. Wegen Mangel an geeigenetn Materialien hatten die neuen Wagen teilweise mit Brettern verschlossene Fenster. Auch wollte sich das auch mi Kriegsschäden bei Eisenbahnwaggons gut ausgelastete Ausbesserungswerk nicht mit dem Neubau der Schleppdächer belasten, sondern fertigte einfach gerade durchgezogene Dächer. Diese von allen anderen Münchner Triebwagen abweichende Form behielten die G-Triebwagen bis zum Schluß.noch 1945 fiel der Wagen Nr. 678 den Bomben zum Opfer. In den 50er Jahren wurden sie modernisiert und den anderen Maximumtriebwagen, bis auf die Dachform, angeglichen. Wagen 681 schied 1964 nach Unfall aus. Die restlichen 17 G 1.8 Triebwagen wurden 1964 in Bahnhofswagen G 1.8 umgezeichnet.
© Archiv FMTM eV.
© Archiv FMTM eV.
© Archiv FMTM eV.
Bereits 1964 wurden die nach Unfällen verbliebenen 17 G-Wagen aus dem Liniendienst genommen und einzelnen Betriebshöfen als Dienstwagen zugeteilt. In unserer Rubrik "Arbeits-Triebwagen" der Fahrzeuggeschichte sind alle Bahnhofswagen mit der neuen Nummerierung in Text & Bild nochmals aufgeführt.
Dieser Wagen steht im
Der Wagen 670 ist erhalten geblieben und steht im Zustand von 1972 im MVG-Museum und kann besichtigt werden.
Aufnahme: Dieter Kubisch
Die ersten zaghaften Versuche unseres Administrators mit der 360°-Technik hier mal am TW 670 ausprobiert: der Fahrerstand des TW 670
© Reinhold Kocaurek / FMTM eV.
Der 676er, der lange in Graz stand, wird zur Zeit von unserer Werkstattgruppe im Arbeitsstand in der Hauptwerkstätte in der Ständlerstrasse museumsreif restauriert.
© Reinhold Kocaurek / FMTM eV.
Technische Daten der G 1.8-Wagen:
Gesamtlänge: 10,60 m;
Breite: 2,05 m; Höhe: 3,28 m;
Gewicht: 15,9 t;
28 Sitzplätze, 46 Stehplätze;
Wagennummern: 667-685; Anzahl: 19 Stück.
Autoren: Klaus Onnich
& Gestaltung Dieter Kubisch
Reinhold Kocaurek, alle FMTM e.V.