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Trambahn-Innen-Beleuchtung vor 100 Jahren


In den 1920er-Jahren erlebte die Münchner Trambahn eine richtig große Blütezeit, was man auch aus der Streckenentwicklung ersehen kann. Es wurden auch sehr viele Beiwagen gebraucht und bestellt. Wie bestellt man Trambahnwagen? Es gab Ausschreibungen, die 12 verschiedenen Firmen zugestellt wurden und jede antwortete mehr oder wenig umfangreich vom Telegramm bis zu einer umfangreichen Plansammlung. Und es wurden dabei auch Details angeboten, von denen ich heute berichten möchte: Innenbeleuchtung.

Die in den Ausschreibungsakten abgehefteten Prospekte verschiedener Hersteller geben einen weiten Einblick in Geschmack und Technik der 20er-Jahre. Jeder Antiquitätenhändler wäre froh, wenn er nur noch wenigstens ein Exemplar der Lampen von damals in seinem Sortiment hätte. Natürlich waren nicht alle Lampen Trambahn-gerecht, das sieht man oft, wenn etwas ausgestrichen wurde oder speziell markiert.

Besonders beliebt waren sogenannte "Majolika"-Leuchten, die es in vielen Variationen gab.

Die Glühbirnen damals hatten noch herstellungsbedingt einen kleinen Nuppel an der Spitze des Glaskolben.

Hier hat der die Trambahngesellschaft schon mal ein Modell ausgeschlossen.

Für die damals zu bestellenden Beiwagen e 4.49 und e 5.49 waren zu viele Schnörkel wohl nicht gefragt.

Das vielfältige Angebot zeigt aber auch, wie man damals über Form und Wirkung nachgedacht hat, was chic war und repräsentativ, modern und aussagekräftig.

Leider handelt es sich bei diesem abgehefteten Katalog nur um Vorschläge, was letztlich bestellt wurde ist leider nicht vermerkt, denn der Akt behandelt ja nur die Angebote für Wagenausstattungen.

Auch die Firma Schanzenbach schickte ein Preisblatt zu ihrem Angebot für Lampen für die Münchner Beiwagen.

Der Hersteller dieser schicken Lampenserie hat noch lange existiert und das Familienunternehmen geriet erst 1968 in falsche Hände: Freudig hatten 1968 die Schanzenbach-Erben ihre 69jährige Firma dem dynamischen Kommerzialrat Kerschgens überlassen. Als das Unternehmen, mit Schulden von über 40 Millionen Mark 1970 zahlungsunfähig, seine 380 Bediensteten feuern und die Bücher schließen musste, eröffnete der Staatsanwalt die Strafakte. Da floh Johann Kerschgens mit 4,3 Millionen Mark. 1,2 Millionen Mark stammten aus der Pensionskasse der Belegschaft. Seitdem fahndete Interpol nach ihm. Ende 1970 berichtete der SPIEGEL: "Kommerzialrat Kerschgens, Inhaber der 1970 in Konkurs geratenen Frankfurter Leuchtenfabrik Schanzenbach, wurde in Rom verhaftet: Vor zwei Jahren war er samt Firmenkasse mit unbekanntem Ziel verreist."


Eine weitere Geschichte aus der Serie "früher war alles besser" und irgendwie auch ein kleine, feine, wenn auch zugegebenermaßen sehr weit gefasste Trambahngeschichte...

Damit machen wir wieder das Licht im Lampenladen der 1920er-Jahre aus...

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